Der "Proletarische Film"

Das Programm zur Filmreihe der 'Proletarische Film' zum Herunterladen als PDF finden Sie hier.

Filmreihe des Stadtkinos Augsburg in Zusammenarbeit mit der GeschichtsWerkstatt Augsburg e.V. und der Volkshochschule

8. Dezember 1991, 11 Uhr

"Der Proletarische Film als Aufklärungs- und Propagandamittel"; Kurzfilme und Lesung zeitgenössischer Darstellungen über Arbeit- und Lebenswelt

"Zwei Welten" (D 1929, Werner Hochbaum; 15 min.)

"Im Schatten der Maschine" (D 1929, Blum; 20 min.)

"Zeitprobleme: Wie der Arbeiter wohnt" (D 1930, Slatan Dudow; 13 min.)

"Blutmai" (D 1929, Werner Hochbaum; 9 min.)

Die Texte über die Darstellung der Arbeits- und Lebenswelt reichen zurück bis ins 19. Jahrhundert, dem Beginn der Industrialisierung in Deutschland. Sie wurden biographischen Darstellungen, Tagebuchnotizen, Sitzungsprotokollen und Polizeiberichten entnommen. Wo es ging, wurde der Augsburger Bezug hergestellt. 


19. Dezember 1991, 20 Uhr

"Tatsachen -  das zeigt Euch seit 10 Jahren die AIZ" (D 1930, AIZ-Werbefilm)

"Cyankali" (D 1930, Hans Tinter, 88 min.)

"Cyankali" entstand zum gleichnamigen Bühnenstück von Friedrich Wolf, das eine äußerst heftige Debatte über das Thema Abtreibung, bzw. den §218 auslöste.

 

Hete, Tochter der "unteren Schicht", hatte es als Bürokraft "zu etwas gebracht". Sie erwartet von ihrem Verlobten ein Kind. Den Entschluss, das Kind zu behalten, verwirft sie, als beide wegen Lohnauseinandersetzungen in der Fabrik ihre Arbeit verlieren. Hete wurde, wie vielen verzweifelten Frauen damals, Cyankali als Abtreibungsmittel "unter der Hand verabreicht". Das Gift hatte eine tödliche Wirkung. Ihr Verlobter wird zusammen mit einem Freund, mit dem er versucht hatte, die hungernden arbeitslosen Familien mit gestohlenen Lebensmitteln aus der Betriebskantine zu versorgen, eingesperrt. 

 

Der Film klagt eindrucksvoll die aussichtslose Zukunft junger Arbeiterfamilien Ende der 20er Jahre an und tritt ein für die Legalisierung der Abtreibung im Falle sozialer Not, was vielen Frauen das Leben gerettet hätte. 


23. Januar 1992, 20 Uhr

"100.000 unter Roten Fahnen" (D 1929, Phil Jutzi; 9 min.)

"Mutter Krausens Fahrt ins Glück" (D 1929, Phil Jutzi; 105 min.) 

Ein echter "Zille"-Film ohne Berliner Hinterhofidyll: Mutter Krausens Fahrt ins Glück mit ihrem Kanarienvogel und ihrer Enkelin kommt dem Freitod gleich. Schwere familiäre Schicksalsschläge raubten all ihre Kraft. Die Tochter übersteht diese Krisen mit Hilfe der Freundschaft des Arbeiters Max. Er und seine Genossen zeigen ihr eine neue Perspektive. 


12. Dezember 1991, 20 Uhr

"Die Todeszeche" (D 1930, Phil Jutzi; 3 min.)

"Brüder" (D 1929, Werner Hochbaum; 63 min.)

Zwei Brüder stehen sich beim Hamburger Hafenstreik 1896 gegenüber: der Streikführer wird von seinem Bruder, dem Polizisten, gefangen genommen. Der Film arbeitet mit Laiendarstellern.


9. Januar 1992, 20 Uhr

"Einführung und Hintergründe zum Proletarischen Film", Referat

(eingeladen ist der ehemalige Leiter des DDR Filmarchivs in Ost-Berlin, W. Klaue)

"Die Rote Kamera" (D 1928, KPD Werbefilm; 5 min.)

"Ums täglich Brot? - Hunger in Waldenburg"

(D 1929, Phil Jutzi; 35 min.)

Der Film entstand auf Grund von Erzählungen und Berichten der Waldenburger Kohlarbeiter. Die Darstellung basiert auf Laiendarsteller.

Der Tagesablauf eines aus dem ländlichen Textilgebiet kommenden arbeitssuchenden jungen Mannes gibt einen minutiösen Einblick in die katastrophalen Arbeits- und Wohnverhältnisse und die alltäglichen Probleme der 36.000, damals zur Arbeiterschicht zählenden, Männer und Frauen im Kohlerevier Waldenburg. Der Existenzkampf spitzt sich zu am Tag der Mietzahlung und endet in der (tödlichen) Auseinandersetzung mit dem Mieteintreiber.


16. Januar 1992, 20 Uhr

"Was wir schufen" (SPD-Wahlwerbung)

"Der Vagabund" (D/Ö 1930, Neuer Film Wien in Zusammenarbeit mit Gregor Gog)

In den "Goldenen 20ern" herrschten Inflation und Arbeitslosigkeit. Die Freiheit, "unter der Brücke zu schlafen", traf immer mehr Menschen. Der Film basiert auf dokumentarischem Material und arbeitet mit Laiendarstellern. Gregor Gog, herausragende Persönlichkeit seiner Vereinigung der "Vagabunden", die für die Verbesserung der Lebenssituation und politische Rechte des verfemten Standes des "Lumpenproletariats" eintrat, war wesentlicher Antrieb für das Zustandekommen des Filmes. "Der Vagabund" thematisiert wie kein anderer Film aus dieser Zeit das "Leben auf der Straße" und die damit verbundene Arbeits- und Mittellosigkeit.